Ackerdrusch – eine neue Technik der Wiederansiedlung seltener Pflanzenarten der Agrarlandschaft?
Alina Twerski weist den Mähdrescher ein.

Bildbeschreibung: Alina Twerski weist den Mähdrescher ein. Sie ist Bearbeiterin des von der Stiftung geförderten Projekts und Doktorandin am Lehrstuhl für Renaturierungsökologie, Prof. Dr. Johannes Kollmann, TUM. Interessiert oben auf dem Gerät dabei ist Lina Pitsch, Tochter von Stiftungsratsmitglied Dr. Manfred Pitsch.

Abschlussberichte 2021-2022 – Zusammenfassung

Das Projekt Ackerdrusch (Stiftung Artenschutz & Technik) des Lehrstuhls Renaturierungsökologie der TUM untersuchte eine potentiell kosten- und zeiteffiziente Methode zur Gewinnung von Saatgut seltener Ackerwildkräuter. Im Rahmen verschiedener Vorläuferprojekte auf den Ackerflächen der ökologisch wirtschaftenden Seidlhof-Stiftung in Gräfelfing bei München wurden bereits zehn seltene Ackerwildkräuter angesiedelt. Auf einer artenreichen Ackerfläche der Stiftung (‚Spenderfläche‘) wurden im Juli 2020 als erster Teil des Projekts Ackerdrusch zunächst Vegetationsaufnahmen der etablierten Wildpflanzen durchgeführt und anschließend der darauf wachsende Roggen gedroschen. Dabei wurden zwei Druschhöhen (hoch vs. tief) und zwei Druschzeitpunkte (früh vs. spät) miteinander kombiniert. Anschließend wurde das gewonnenen Ackerwildkraut-Saatgut bei der Firma Krimmer (Pulling) gereinigt und in drei Druschgutfraktionen (klein, mittel, groß) aufgeteilt. Die Samen des Druschguts wurden auf Artebene bestimmt und deren Anteile gezählt. Danach wurden die Effekte einer Saatgutübertragung in einem Feld- und Gewächshausversuch getestet.

In dem Druschgut wurde eine höhere Samendichte festgestellt als im Gewächshaus- und Feldversuch. Die kleinste Druschgutfraktion wies dabei deutlich mehr Samen im Druschguts und im Gewächshausversuch auf als die anderen Fraktionen. Im Feldversuch konnten keine Effekte der Druschgutfraktion auf die Dichte aller Arten festgestellt werden. Der Einfluss der Samengröße auf die Anzahl Samen und Individuen der Zielarten war ebenfalls nicht konsistent. Die mittlere Fraktion des Druschguts wies im Feldversuch allerdings die meisten Individuen seltener Ackerwildkräuter auf. Auf die Gesamtartenzahl war der Effekt der Samengröße eher gering. Deutlich wurde jedoch, dass ein tiefer Schnitt zu doppelt so vielen Samen der Zielarten im Druschgut führt; die zwei Schnittzeitpunkte zeigten dagegen kaum Effekte. 

Ziel des Projektes war es, Methoden zu entwickeln, um auf ackerbaulichen Grenzertragsstandorten seltene Ackerwildkräuter kostengünstig und mit wenig Arbeitsaufwand zu ernten und effizient auf anderen Flächen anzusiedeln. Die Übertragung des Druschguts, das durch den Ackerdrusch gewonnen wurde, kann insgesamt als erfolgreich bezeichnet werden. Die Wiederansiedlung seltener Arten mit durch Ackerdrusch gewonnenem Material muss allerdings weiter optimiert werden. Damit kann ein weiterer Beitrag zum Schutz gefährdeter Ackerwildkräuter und damit zur Erhöhung der Agrobiodiversität geleistet werden.

Antragsteller und Kooperationspartner 

  • PD Dr. Harald Albrecht, Ackerwildkrautexperte, Lehrstuhl für Renaturierungsökologie, TUM
  • Prof. Dr. Johannes Kollmann, Projektleitung, Lehrstuhl für Renaturierungsökologie
  • Dipl. Ing. FH Johann Krimmer, Kooperationspartner, Vermehrer vom autochthonen Saatgut
  • M.Sc. Marion Lang, Bayerische KulturLandStiftung & Doktorandin, Lehrstuhl für Renaturierungsökologie
  • M.Sc. Alina Twerski, Bearbeiterin des Projekts, Doktorandin Lehrstuhl für Renaturierungsökologie
  • Dr. Klaus Wiesinger, Kooperationspartner, Geschäftsführer der Seidlhof-Stiftung

Förderung durch die Stiftung

Die Stiftung fördert das Projekt mit insgesamt 19.930 € in 2021 und 2022.

Würdigung

Erfreulich ist aus Sicht der Stiftungsgremien, dass der erste Schritt, die Sammlung der Samen weitgehend erfolgreich verlief und auch Unterschiede im Aspekt Schnitthöhe geliefert hat.

Sicherlich gibt es nun einige scheinbar negative Ergebnisse, wo man sich mehr positive Bestätigung erhofft hatte, also mit der Wiederansiedlung im Feldversuch. Da ist, wie geschrieben, noch Optimierung nötig. Die Natur hat eben komplexe Zusammenhänge und es bedarf schrittweiser Bestätigung und gleichermaßen schrittweisen Ausschlusses, um letztlich den Weg zur Sicherung der seltenen Arten zu finden.

Gerne bleibt die Stiftung mit Professor Dr. Johannes Kollmann wegen eines eventuellen Anschlussprojektes in Kontakt und wird ein solches auch angesichts der bisherigen angenehmen Zusammenarbeit wohlwollend auf Förderung prüfen.

Stand: 09/2022